Samstag, 25. Oktober 2008

ZUR BEACHTUNG:

Momentan ist das Hochladen von Photos und Videos sowie das Formatieren der BLOGs nicht möglich. Deswegen sind bei den Tagebucheinträgen vom
10. Oktober 2008 (Text mit Fotos, keine Videos)
18. Oktober 2008 (Text nur teilweise)
19. Oktober 2008 (noch kein Text)
20. Oktober 2008
21. Oktober 2008
22. Oktober 2008
23. Oktober 2008 (kein Eintrag)
24. Oktober 2008
nur die Texteinträge zu finden.
Sobald diese Meldung gelöscht ist, können die vollständigen Tagebucheinträge gelesen werden.

Freitag, 24. Oktober 2008

Zurück in Shanghai

Ankunft in PVD
Mein Rückflug von Xi’an dauerte von 18.07 Uhr bis 19.46 Uhr. Pudong ist ein weitläufiger Flughafen, deswegen waren wir trotz hoher Geschwindigkeit erst um 19.56 Uhr am Gate angedockt. Ich eilte die elend langen, leeren Gänge entlang, durch gähnend weite Hallen und direkt dem Ausgang zu, denn ich hatte als Inlandsfluggast, nur mit Handgepäck, keine Kontrollen und sonstigen Wartezeiten (außer einer kurzen Pinkelpause) hinter mich zu bringen. Mein Ziel war es, endlich die MAGLEV, so wird der erste kommerzielle Transrapid bezeichnet, als Verkehrsmittel zu benutzen. Auf der Transrapid-Teststrecke im Emsland bei Lathen war ich schon mal im TR07 (ich habe nur die verminderte Maximalgeschwindigkeit von 384 km/h mitbekommen) mitgefahren, als das dort noch möglich war. Dort hatte mich vor allem die Vorbeifahrt viel mehr beeindruckt als die Mitfahrt, die ich damals sogar richtig langweilig fand. Und außerdem hatte ich mal Gelegenheit bei einem Berlinbesuch mit meinen Jungs 1990 kurz nach dem Mauerfall eine Fahrt in der M-Bahn (Magnetbahn) auf dem Grenzgrundstück „Gleisdreieck“ (nur drei Haltestellen) zu erleben. Das war ein spurgebundenes (Versuchs-)Verkehrssystem auf eigenem Fahrweg, das nur von 1989 bis 1991 im Passagierbetrieb eingesetzt wurde. Nach dem Mauerfall musste es alsbald der Wiederherstellung der klassischen U-Bahn 2 Platz machen. Als Antrieb benutzte die M-Bahn einen Linearmotor in Langstator-Bauweise im Fahrweg, das heißt, die kastenförmigen Doppelkabinen verfügten weder über Motoren noch Bremssysteme. Geführt wurde die vollautomatische und fahrerlose M-Bahn allerdings sowohl horizontal als auch vertikal von kleinen Rädern. Dadurch waren enge Kurvenradien möglich, wie bei der Straßenbahn, jedoch rumpelte die M-Bahn auch genauso.

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MAGLEV
Der Bahnhof der MAGLEV in Pudong liegt genau zwischen Terminal 1 und 2, das heißt, egal, wo man landet, der Fußweg ist immer elend lange. Ich musste an den Taxiständen vorbei, wo die Taxifahrer darauf warten, die Fahrgäste genau bis vor ihr Ziel zu fahren. Ich musste an den Flughafenbushaltestellen vorbei, von wo aus mehrere Linien an wichtige Knotenpunkte im ganzen Stadtgebiet führen. Ich musste, um in den MAGLEV-Bahnhof hinein zu kommen, mein Gepäck durch eine Röntgenkontrolle schicken. Meine Bahn fuhr 4 Minuten nach meinem Eintreffen ab, und ich zahlte für die Einwegfahrt 40 Yuan, die von meiner Guthabenkarte abgebucht wurden. Hätte ich diesen Zug verpasst, hätte ich 20 Minuten warten müssen.


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Der Waggon war geräumig; die Sitze waren mit für China typische, genähte Überzieher geschützt; der Fußboden war nicht in Teppichflorqualität. Es wirkte sauber und verschlissen. Überpünktlich und nur sehr gering besetzt hob sich der Wagen in die Schwebeposition und beschleunigte ganz gleichmäßig auf 301 km/h. Ende!

Video 2137

Angeblich soll die Bahn für 50 Sekunden 420 km/h fahren. Meine tat das nicht. Ich war richtig enttäuscht, denn das schafft auch der TGV und sogar die ICE-Strecken Köln-Frankfurt und Augsburg-München (teilweise) können das mit dem Rad-Schiene-System.

Umsteigen
Die Endhaltestelle des MAGLEV liegt immer noch in Pudong, an der vorletzten Haltestelle der U-Bahn-Linie 2. Um umzusteigen, musste ich den einen Bahnhof verlassen, durchs Freie gehen, und dann den nächsten Bahnhof betreten (und genoss es, dass ich in Shanghai endlich wieder meinen Pullover ausziehen und mit kurzärmligem Hemd herumlaufen konnte). Die U-Bahn fuhr um diese Uhrzeit alle acht Minuten und war, so nah an der Endhaltestelle, so leer, dass jeder einen Sitzplatz fand. Dabei sind die U-Bahnen nicht als Sitzverkehrsmittel, sondern zum Stehen konzipiert. Sitze gibt es nur quer zur Fahrtrichtung an den Fensterfronten. Wie in der New Yorker U-Bahn, wo diese Lösung aber wegen der schmalen Fahrzeuge im viel zu engen Tunnelprofil so gewählt wurde. Am Ren Min Guang Chang musste ich in die Linie 1 umsteigen, an der Huang Pi Nan Lu in den nächsten Bus. Das warten auf das nächste Verkehrsmittel erlebte ich nirgends als lange, die Fußwege beim Umsteigen sind es aber immer. Die U-Bahn-Fahrt kostete 4 Yuan, die Busfahrt (mit Rabatt) einen. Um 21.11 Uhr war ich am Tresen meines Hotels und bekam als neues Zimmer 1105 zugewiesen, nach der Unschönen Seite gelegen.

Fieber
Weil ich, nachdem tagsüber alles OK war, am Abend 39,1 ° C Fieber hatte, beteiligte ich mich nicht am Absacker meiner vorgefundenen Kollegen, sondern legte mich schnell schlafen.

Erkenntnis des Tages: Das schnellste Landverkehrsmittel der Welt ist praktisch eine lahme Kröte. Dazu teuer und unwirtschaftlich. Und ich maßlos enttäuscht!

Donnerstag, 23. Oktober 2008

KEIN EINTRAG

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Fahrt zum Flughafen

Raus aus den Federn
Ich musste um 5.00 Uhr früh aus dem Bett; draußen war es noch dunkel, ich machte mich reisefertig und mit aufgehender Sonne lief ich draußen im kurzen Hemd fröhlich mit meinem Rucksack auf dem Rücken zur Zhaojiabang Lu zur Haltestelle des Flughafenbusses, Linie 3, die mich für 17 Yuan in 45 Minuten zum Airport Pudong fahren sollte. Dort angekommen erblickte ich einen anderen wartenden Fahrgast, der an seinem Rollkoffer zu erkennen war. Kurz darauf sprach mich ein Taxifahrer an, ob ich für 40 Yuan zum Flughafen gebracht werden wollte. Mir kam das suspekt vor, weil ich von Kollegen wusste, dass die Fahrt dorthin 140 Yuan kostet. Kurz drauf hielt ein weiterer Taxifahrer an, lud eine Passagierin ein, die ihn offensichtlich gerufen hatte, dann stieg der Mann mit dem Rollenkoffer ein und ich wurde gefragt, ob ich für 50 Yuan auch noch mitfahren wollte. Ich gab zu verstehen, nur für 40 Yuan, was dem Fahrer auch recht war. Die 35 km weite Strecke legten wir in kurzer Zeit zurück, der Fahrer wechselte ständig die Spuren und raste mit bis zu 120 km/h über die Autobahn. Unterwegs stellte er für eine begrenzte Zeit seinen Taxameter an und dann wieder aus, wodurch zwei Quittungen über 30 Yuan und 20 Yuan erzeugt wurden. Die übergab es den chinesischen Fahrgästen. Ich zahlte bar ohne Quittung. Ganz pünktlich war ich zum Einchecken am Counter.
Um 8.41 Uhr hob mein Flieger nach Xi’an ab und landete um 10.55 Uhr. Ich hatte schon angekündigt, dass ich nicht über die wunderbaren Eindrücke und meine persönlichen, unerwarteten Erlebnisse in Xi’an berichten werde. Daran halte ich mich jetzt.

Erkenntnis des Tages: Bei Taxifahrern hat der Kapitalismus im kommunistischen China schon voll gegriffen.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Abschiedsfete

Packprobe
Heute galt es, meinen Abschluss in Shanghai vorzubereiten. Am SHC stehen noch vier Dinge an und außerdem habe ich noch mein Tourismusprogramm außerhalb Shanghais zu absolvieren. Dazu werde ich für drei Tage nach Xi’an reisen und somit mein shanghaier Hotelzimmer für zwei Übernachtungen nicht mehr benötigen. Aus diesem Grund habe ich am Vormittag eine Packprobe mit erschreckender Erkenntnis durchgeführt. Obwohl ich alles sehr geschickt ineinander verstaut habe, ist der Koffer nicht mehr zugegangen – und es sind immer noch Sachen da, die ich mitnehmen will und die einfach nicht hinein passen. Um dieses Thema werde ich mich am Wochenende nochmal kümmern. Alles, was mir gehört, habe ich jetzt im Zimmer eines Kollegen deponiert; nur, was ich für einen Kurztrip brauche, habe ich nicht zurück gelassen; das passt jetzt in einen Rucksack hinein. Selbst meinen Laptop habe ich dabei, damit ich mein Internettagebuch weiter schreiben kann. Jedoch werde ich nur Nachträge verfassen, damit mein Shanghai-Aufenthalt vollständig beschrieben ist. Die touristische Flugreise nach Xi’an, die ich hauptsächlich wegen der Besichtigung der Terrakottaarmee unternehme, wird im BLOG „Peter-inChina“ nicht vorkommen. Ich habe nämlich inzwischen im ersten groben Überblick über diese alte chinesischen Hauptstadt, die Endpunkt der Seidenstraße war, so viel interessantes und wissenswertes herausbekommen, dass ich meine Zeit in Xi’an ansonsten mit schreiben und nicht mit besichtigen verbringen müsste. Ob mir die Zeit vor der Abreise reichen wird, meine Erlebnisse in Hanzhou zu verarbeiten, lasse ich noch offen. Aber über alles, was zum offiziellen Gastprofessorenaufenthalt gehört, werde ich berichten.

Vorbereitungen der Feier
Heute habe ich den Notenspiegel der Bewertung beider Klausuren in das System der chinesischen Prozentbewertung gebracht, in eine Rangliste geschrieben und auch noch eine graphische Darstellung der Rangliste erzeugt. Die wollte ich am Abend nach unserer Abschiedsparty als letzten Betrag an die Wand beamen.
Und meine Bilderserie über Deutschland, Hamburg und Sitten und Gebräuche habe ich so überarbeitet, dass der Showeffekt nicht durch falsche Software oder Inkompatibilitäten beeinträchtigt wird. Denn gut gemeint ist das Gegenteil von gut.
Dann habe ich noch Zeit für den Blognachtrag eingesetzt und bin kurz vor 19.00 Uhr in unseren Partyraum gefahren, ein leergeräumter Vorlesungsaal, der selbe, in dem auch die Elektrotechniker gefeiert haben.

1913

Die Fete
Er war diesmal um Klassen besser hergerichtet worden. Es gab ein einfaches kaltes Buffet, auf Tischen in der Mitte des Raums hergerichtet. Für jeden gab es einen Stuhl; niemand musste auf dem Boden sitzen. Das Programmkomitee hatte sich einen echten Ablauf mit wechselnden Programmpunkten ausgedacht, der mit allen, die etwas beizutragen hatten, abgestimmt war. Die Spiele, die durchgeführt wurden, waren richtig geistreich und interessant, auch aus interkultureller Betrachtungsrichtung. Darauf, dass es auch Spielverderber gab, auch unter den Deutschen, kann ich nicht hier nicht näher eingehen, weil ich mir vorgenommen habe, im Internet nur zuvorkommend und an der objektiven Beobachtung aus meiner subjektiven Sicht festzuhalten und keine Namen zu nennen. Schriebe ich, dass ich mich mitunter geärgert habe, würde das ohnehin nur ein schlechtes Licht auf mich werfen, was ich natürlich vermeiden möchte. Bei den Themen meiner Bilderserien interessierte die Studenten am meisten das Thema „Essen“, an zweiter Stelle das Thema „Feste“. Essen ist ja ein Grundbedürfnis jedes Menschen, das eigentlich erst wichtig wird, wenn es nicht zufriedenstellend befriedigt wird. Vielleicht erleben die chinesischen Studenten, gemessen an ihren Erwartungen, mit dem Mensaessen so herbe Enttäuschungen, dass sie das als tägliche Wichtigkeit erleben. Oder sie haben Angst vor dem großen Unbekannten, das sie in Europa erwarten würde, vergleichbar mit der Chinaphobie, die ich unter Deutschen wiederholt erlebt habe. Auch an dieser Stelle entscheidet sich, ob grundsätzlich eine interkulturelle Kompetenz vorhanden ist. Wenn die Studenten im Laufe ihres Studiums und danach, diese Form von Sozialkompetenz erwerben könnten, wäre ein wichtiger Ausbildungsabschnitt des SHC-Studiums, neben dem Erwerb der Fachkompetenz und der deutschen Sprachfähigkeit, erfolgreich erfüllt. Das geht aber nur bei einem Deutschlandaufenthalt, bei dem die chinesischen Studenten nicht von Deutschen abgeschottet bleiben und immer nur beieinander glucken, weil sie sich untereinander vertraut sind und sich bequemer auf Chinesisch unterhalten können, als sich auf Deutsch durchkämpfen zu müssen. Auf den Fotos fiel ihnen auf, dass immer mit Messer und Gabel gegessen wird. Diese formulierte Beobachtung zeigte mir, dass ihnen uns etwas ganz selbstverständliches völlig fremd ist – da muss also die interkulturelle Kompetenz noch nachgeschärft werden.

1918

Alkohol im Spiel
Auch auf Deutscher Seite gab es bei einem Spiel heftiges Unverständnis. Der Ablauf des Spiels wurde so vorgestellt: Drei Kandidaten trinken nacheinander aus ihrem jeweiligen Becherchen. In zweien ist Wasser abgefüllt, der dritte enthält Weißwein. Nun sollen die Zuschauer anhand der Mimik und der Reaktionen der Trinkenden identifizieren, wer den Weißwein getrunken hat. Dabei sollen die drei Kandidaten mit möglichst viel schauspielerischem Geschick den Zuschauern vorgaukeln, sie seien die Weißweintrinker. Ich war in der ersten Runde als Schauspieler dran und wusste ehrlich nicht, wie ich spielen sollte. Gilt Weißwein in China als angenehm oder als neutral oder als widerlich? Bei Rotwein weiß ich, dass viele Chinesen den bestellen, weil er so schick westlich und teuer (genauso teuer wie in Deutschland) ist; mögen tun sie ihn aber nicht, weil er ihnen nicht süß genug ist. Deswegen wird gerne mit Zucker oder Süßstoff nachgeholfen. Tee dagegen wird nie und nirgends gesüßt. Als ich nach der ersten Runde mitkriegte, worum es ging, wusste ich, welcher Kulturbruch, gepaart mit mangelhafter Übersetzung, sich hier eingeschlichen hatte. Alle alkoholischen Getränke, außer Bier, werden in China englisch mit wine und deutsch mit Wein übersetzt (Bier findet man auf englischsprachigen Speisenkarten meist als „bear“ angeboten), obwohl traditionell die Weinbeere nicht gekeltert wird. Die neuen Versuche einer Weinverarbeitung mit den Marken „Great Wall“ und „Great Dragon“ haben sich im Alltag noch lange nicht durchgesetzt. Gemeint ist ein „alkoholhaltiges Getränke, Spirituose“. Meist besteht der chinesische wine bzw. Wein aus einem Destillat von Mais, Hirse oder anderen Getreidesorten, vor allem aber aus Reis. Reiswein ist eine auch in Deutschland bekannte Bezeichnung für das Getränk aus Ostasien; eine Deutschlehrerin mutmaßte deshalb, dass das in deutschen Ohren verwandt klingende Wort Reiswein mit Weißwein verwechselt wurde. Die richtige Lösung heißt: je nach Destillationsgrad hat der Reiswein eine gelbe (Alkoholgehalt mit unserem Bier vergleichbar), eine braune (Alkoholgehalt in der Größenordnung unseres Weins, schmeckt dem Wermut verwandt) oder eine weiße (korrekt würden wir sagen klare, farblose) Farbe (Alkoholgehalt ab Likörqualität, meist aber wesentlich höher als unser doppeltgebrannter Schnaps). Die alkoholischen Getränke heißen auf Chinesisch alle 酒 jiǔ, zum Beispiel: 啤酒 píjiǔ (Bier-Spirituose) = Bier; 黄酒 huángjiǔ (gelb-Spirituose) = Reiswein; 红酒 hóngjiǔ (rot-Spirituose) = Rotwein; 白酒 báijiǔ (weiß-Spirituose) = Schnaps (und eben nur bei sehr undifferenzierter Übersetzung „Weißwein“). Sowas saufen harte Männer hier (gibt es für einen Spottpreis), und die Studenten hatten einen 80%-er mitgebracht (nur einen kleinen Flachmann voll und für jeden „nur einen wönzigen Schlock“). So gesehen wird das Spiel plötzlich sinnvoll.

1919

Das Programm des Abschiedsabends war richtig kurzweilig, abwechslungsreich, anspruchsvoll und wurde von allen genossen, es gab sogar Preise (deutsche Nico-Stoff-Handpuppen aus chinesischer Nachmacherproduktion) zu gewinnen. Das Gruppenfoto durfte natürlich nicht fehlen. Um zehn Uhr wollten alle noch weitermachen, aber die Fete wurde aus Uhrzeitgründen dann beendet. Die Studenten hatten 470,- Yuan ausgegeben, und bezahlt haben wir Professoren; jedenfalls zwei von uns.
Leider konnte ich meine vorbereitete Klausur-Ergebnisliste nicht präsentieren, weil ich sie auf meinem USB-Stick unter Office 2007 abgespeichert hatte und alle anwesenden Laptops nur über die Vorgängerversion Office 2003 verfügten. Das war natürlich mein Fehler. Die lesbare Version konnte am nächsten Morgen im Sekretariat des SHC abgeholt werden.

Erkenntnis des Tages: Es hängt von der Akteuren ab, ob man die gleiche Sache mit Vergnügen oder gelangweilt erlebt.

Montag, 20. Oktober 2008

Klausurabschluss

Fleißarbeit
Heute habe ich mir vorgenommen, mich voll auf die Klausurkorrektur zu konzentrieren. Das ist mir bei vielen Tassen Oolong-Tee gut gelungen; am Freitag hatte ich Vorbereitungen für das eigentliche Korrigieren getroffen: Punktzahlenvergabe, Rechenwege, Alternativmöglichkeiten, so dass die Durchsicht der Klausuren viel schneller, ging als ich mir Zeit dafür eingeplant hatte. Das ist eine gute Methode, die ich, wieder in Deutschland, auch einführen werde. Denn zig-mal hintereinander den gleichen Text und die gleichen Rechenaufgaben durchzusehen, kann ganz schön langweilig sein, wie Fabrikarbeit und keineswegs geistig herausfordernd. Am Nachmittag war ich also schon fertig und trotz hochkonzentrierter, ununterbrochener Anstrengung fühlte ich mich nach Abschluss aller Arbeit richtig beflügelt und adrenalinerfüllt. Nach chinesischem System werden 60% der möglichen Punkte benötigt, damit man bestanden hat, in Deutschland sind es 50%. Deswegen musste ich noch ein paar Anpassungen machen, denn es sollte niemand durchfallen, der es nicht wirklich verdient hat. Die größte Anzahl lag, im deutschen Notensystem ausgedrückt, bei ausreichend bis befriedigend (sie konnten gerade den Kopf über die 60%-Linie herausheben, um doch noch genügend Luft zu schnappen, um zu überleben), einige Shootingsstars waren dabei (die beeindruckend sind wie springende Delphine, die sich ganz aus dem Wasser lösen können) und mit ihnen etwa zehn gute Studenten sowie sechs Durchfaller (abgrundtief Abgetauchte, die in dem Dunkel der Tiefsee ihr Dasein fristen müssen).

Reisevorbereitungen
Ich bin danach an den Campus geradelt, wo ich mir von unserem Betreuer helfen ließ, erst eine Reise nach Xi’an und dann eine nach Hangzhou zu buchen. Nach Hangzhou werde ich am Montag mit der Bahn fahren (1 Stunde 18 Minuten mit dem Schnellzug für 64,- Yuan in der ersten Klasse (2. Klasse: 54,- Yuan) pro Strecke. Eigentlich gibt es in der klassenlosen Volksrepublik China natürlich auch bei der Bahn keine Klassen mehr, deswegen wird von Softseat und Hardseat gesprochen, obwohl beide Klassen heutzutage gepolsterte Sitze haben. Der Unterschied liegt im Sitzabstand) und eine Nacht dort verbringen. Nach Xi’an würde es mit dem Zug über 20 Stunden dauern, denn das liegt Luftlinie 1800 km entfernt. Deswegen werde ich das Flugzeug benutzen. In China gibt es einen Rabatt auf den Flugpreis zu schwach belegten Zeiten und das ist, anders als bei uns, während der Woche frühmorgens und spätabends. Am Wochenende ist es besonders teuer. So werde ich am Mittwoch um 8.15 Uhr mit einem 60%-Rabatt für 850,- Yuan hinfliegen, zweimal in der historischen Innenstadt übernachten und am Freitagabend mit wesentlich weniger Rabatt für 1230,- Yuan zurückfliegen, jeweils inklusive der Steuern und Versicherungsgebühren. Ich machte mich auf die Suche nach der Abfahrtsbushaltestelle des Shuttlebusses, dessen Beschriftung ohne arabische Zahlen nur auf Chinesisch das Fahrziel angibt, in der Nähe unseres Hotels zum Flughafen Pudong, damit ich nicht am Mittwochmorgen hektisch suchen muss.

Ein weiteres Abschiedsessen
Am Abend war ich vom verbliebenen Kollegen, mit dem ich nun zwei Monate Lebenszeit geteilt hatte, noch zu einem Zweierabendessen eingeladen worden, und wir resümierten die Zeit und die Ereignisse mit einer gewissen nostalgischen Wehmut, er aber auch mit einer Vorfreude auf zu Hause und ich mit Reisefieber im Hinblick auf meine nächsten Exkursionen.

Frisör, aber anders
Auf dem Heimweg bog ich noch bei einem Frisör vorbei und optimierte meine Auswahl nach der Zahl der freien Plätze und Frisöre im Laden, kam sofort dran, war nach kurzer Zeit fertig und bezahlte nur 10Yuan. Dafür habe ich mir Kopf- und Nackenmassage, umständliches Ohrenreinigen und einen verkünstelten Scherenhaarschnitt vom Maestro entgehen lassen, kam unter den Elektroscherkopf und bin trotzdem mit den Ergebnis sehr zufrieden. Ich bin einfach kein Mensch für stundenlange Wellness-Behandlung.

Altersbeschwerden?
Zuhause erschrak ich heftig, als ich Blut in Urin feststellte, was mich wegen Harndrangs die ganze Nacht auf die Toilette zog, aber zum Glück war am Morgen alles wieder klar. Ich malte mir aus, was ein langwieriger Krankenhausaufenthalt in China für Auswirkungen auf mich haben würde, denn sprachlos und unfähig zu lesen würde ich mir, ans Bett gefesselt, wie in Einzelhaft vorkommen. Dazu noch die fremden Sitten und Gebräuche: ich wüsste nicht, wie mir geschieht.

Erkenntnis des Tages: Abgeschlossene Arbeit verleiht echte Freiheit.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Bambusmeer

Infos über die Kleinstadt An Ji
Im großen Bambusmeer
Seilfahrt
Henkersfahrt

Erkenntnis des Tages: