Freitag, 22. August 2008

Der Vorbereitungstag

... an der Uni …
Heute war Vorbereitungstag an der Uni, wie wir es gestern Nachmittag schon praktiziert hatten. Ich bin jetzt mit Guthabenkarten für Mensa, öffentliche Verkehrsmittel und lokales Handy ausgestattet, ebenso mit einem Fahrrad, mit dem ich mit Spaß und an den lokalen Fahrstil angepasst mich durch den Verkehr (der einen eigenen Bericht wert ist) wühle. Der Druckertreiber ist installiert und funktionier, das WLAN nicht, und die deutschsprachige Fachliteratur, die meine Studenten in kleiner Zahl in der joint-college-eigenen Bibliothek werden ausleihen können, habe ich auch schon durchgesehen. Selbst der mir zugeteilte Assistance Professor steht schon fest. Nur der Hörsaal, wo ich kommenden Montag um 8.00 Uhr beginnen muss, sieht aus, als sei er im vergangen Semester nie aufgeräumt worden – gemach, gemach, das werde am Sonntag alles picobello hergerichtet.


Der Fuxing-Campus liegt mitten in der Innenstadt, 10 Radminuten oder drei O-Bushaltestellen von meinem Hotel an der zweiten Medizinischen Hochschule entfernt. Die Fuxing Zhong Lu ist eine der wichtigen Einkaufsstraßen der Stadt (dort, in einem Elektronikkaufhaus – vier Stockwerke voll mit Garagengroßen Basarständen unterschiedlichsten Elektronikangebots; die Chinesen lieben, wie ich, technischen Schnickschnack – habe ich mir ohne zu handeln meine neue, modernere Kamera gleichen Typs, wie meine kaputtgegangene, gekauft und trotzdem das Gefühl gehabt, nur die Hälfte vom Preis in Deutschland zu bezahlen). Auf dem Campus und in den Gebäuden, herrscht heftige Bautätigkeit, vor allem im Chinesisch-Britischen-Institut, das viel größer ist als das Deutsch-Chinesische. Niemand hat Sorge, dass bis zu deren Semesterbeginn in zwei Wochen nicht alles fertig sei, denn es ist üblich, dass in Chinas Großstätten an sieben Tagen in der Woche bis spät in die Nacht hinein gearbeitet wird. Die sehr zahlreichen Bauarbeiter für viele Handarbeiten schlafen und leben praktischerweise gleich auf der Baustelle und waschen und trocknen dort ihre Wäsche mitten im Baustaub.


… mit angenehmen Ausklang
Heute, am Vorabend des Semesterbeginns, waren meine Kollegen und ich von der Dekanin mit allen Mitarbeitern, die mit uns zu tun haben werden, schick zu Essen eingeladen gewesen.

Wie ich es hier schaffen soll, bis Dezember zehn Kilo abzunehmen, was ich meiner jüngsten Tochter Elisabeth vollmundig versprochen hatte, ist mir schleierhaft. Ich hoffe, ich bekomme mildernde Umstände zugesprochen. Natürlich sind auch die chinesische Küche und die Essensgepflogenheiten einen eigenen Bericht später wert.
Den Abend haben meine Kollegen und ich zur „Dienstbesprechung“ in einem unserer Hotelzimmer genutzt, wo wir uns gegenseitig ausgiebig zum Kennenlernen vorgestellt haben, und das auf gut deutsche Art bei mehreren Bieren – natürlich chinesisches Tsingtao píjiǔ, aus dem heutigen Qingdao, wo deutsche Brauer einst Ihre Kunst in das ehemalige deutsche Schutzgebiet Kiautschou mitgebracht hatten.

Erkenntnis des Tages:
Es lässt sich durchaus angenehm leben, wenn man einer erfüllenden Tätigkeit nachgeht, genug Geld zum Leben hat, die Sonne scheint und das Essen lecker schmeckt.

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