Die Klusur der Studenten: Woher kommt meine Anstrengung?
Heute war das wichtigste Ereignis meine Abschlussklausur. Der Tag begann dafür optimal: herrlicher Sonnenaufgang um 6.00 Uhr herum, mildes Wetter, nicht so heiß wie beim letzten mal vor einem Monat.
Frühzeitig war ich im extra angemieteten Klausurschreibesaal; zehn Minuten vor dem Start erinnerte ich daran, dass ein Gang zur Toilette jetzt eventuell sehr nützlich sein könnte, was ein Viertel der Studenten auch nutzte. Dann verteilte ich die Aufgaben; alle waren erschienen und ich entdeckte, dass manche bei den gleichen Textaufgaben mit der Aufgabenstellung Verständnisprobleme hatten: bei „welcher Spannungszustand herrscht im Blechquerschnitt … ?“ wurde das Verb herrschen nicht verstanden; bei „welcher werkstoffkundliche Wert kennzeichnet … ?“ konnten viele Studierende mit dem Verb kennzeichnen nichts anfangen. Da geht es nicht um Mängel in der Fachsprache, sondern bei den allgemeinen Deutschkenntnissen. Ich habe unter dem Aspekt der besonderen Berücksichtigung der deutschen Verständnisniveaus noch eine Klausurschreibeverlängerung drangehängt. Was ansonsten nicht verstanden wurde, wird die Klausurkorrektur an den Tag bringen. Diese will ich bis Dienstagabend abgeschlossen haben. Fest steht ganz klar: mit ihren gegenwärtigen Deutschkenntnissen wären die Studenten in Deutschland nicht studienreif.
Nacharbeit: mein Beitrag in echter Klausur
Die Studenten fanden die Klausur eigentlich einfach (gefragt hatte ich natürlich solche, von denen ich weiß, dass sie sich, wie immer, gut vorbereitet hatten). Ich fand die Klausur anstrengend und hätte heute gerne mein Vorhaben umgesetzt, mich mal richtig durchmassieren zu lassen, wovon ein Kollege richtig schwärmt. Allerdings hatte ich genau diesem Kollegen zugesagt, ihm mein Fahrrad unmittelbar nach der Klausur im Hotel vorbeizubringen und zu überlassen, weil er seinem Sohn und seiner Schwiegertochter das Erlebnis, mit dem Rad durch das Gewühl der Shanghaier Gässchen zu radeln, vermitteln wollte. Normalerweise bekommen Shanghai-Touristen dieses High Light nicht geboten. Den Nachmittag über steckte also nun ich in meinem Hotelzimmer in Klausur und sichtete die Ergebnisse der Studenten, legte einen Punktespiegel zurecht, verfasste eine Lösungsvariante der Klausur mit Punkteverteilung und machte davon noch Papierausdrucke spät am Abend im Büro der deutschen Professoren am Fuxing-Campus, wohin ich mit meinem inzwischen zurückerhaltenen Fahrrad im Dunklen radeln konnte. Auf ein Essen verzichtete ich heute aus therapeutischen Gründen wegen der Erfahrungen der letzten Tag und nahm nur ein wenig Obst zu mir (u. a. eine duftende, echt reife Mango, die ich wegen ihrer Saftigkeit vorsichtshalber über dem Waschbecken gegessen habe.
Das Ziel fest im Auge, aber nicht zu jedem Preis
Später klinkte ich mich noch in der Dienstbesprechung die anderen Kollegen ein, die von Ihren Erlebnissen bei der Beiratssitzung des Shanghai-Hamburg-Colleges berichteten. Alle nehmen ihre Aufgabe ernst: die Langfristprofessoren, wie ich, die ihre jüngsten Erfahrungen mit den gerade zu Ende gegangenen Vorlesungen und den Vergleich mit den Anforderungen in Deutschland einbringen wollen, und die Kurzfristprofessoren, die alte China- und Collegekenner sind, und die Bedingungen scharf halten wollen, unter denen das Shanghai-Hamburg-College in Zukunft, auch bei geänderten Randbedingungen, erfolgreich weitergeführt und in voller, realer Deckung mit seinem hohen Anspruch gehalten werden kann.
Erkenntnis des Tages: Nach dem „Ende“ der Lehrtätigkeit, ruft der Nachschlag nochmal zu konzentrierter Arbeit auf.
Heute war das wichtigste Ereignis meine Abschlussklausur. Der Tag begann dafür optimal: herrlicher Sonnenaufgang um 6.00 Uhr herum, mildes Wetter, nicht so heiß wie beim letzten mal vor einem Monat.
Die Studenten fanden die Klausur eigentlich einfach (gefragt hatte ich natürlich solche, von denen ich weiß, dass sie sich, wie immer, gut vorbereitet hatten). Ich fand die Klausur anstrengend und hätte heute gerne mein Vorhaben umgesetzt, mich mal richtig durchmassieren zu lassen, wovon ein Kollege richtig schwärmt. Allerdings hatte ich genau diesem Kollegen zugesagt, ihm mein Fahrrad unmittelbar nach der Klausur im Hotel vorbeizubringen und zu überlassen, weil er seinem Sohn und seiner Schwiegertochter das Erlebnis, mit dem Rad durch das Gewühl der Shanghaier Gässchen zu radeln, vermitteln wollte. Normalerweise bekommen Shanghai-Touristen dieses High Light nicht geboten. Den Nachmittag über steckte also nun ich in meinem Hotelzimmer in Klausur und sichtete die Ergebnisse der Studenten, legte einen Punktespiegel zurecht, verfasste eine Lösungsvariante der Klausur mit Punkteverteilung und machte davon noch Papierausdrucke spät am Abend im Büro der deutschen Professoren am Fuxing-Campus, wohin ich mit meinem inzwischen zurückerhaltenen Fahrrad im Dunklen radeln konnte. Auf ein Essen verzichtete ich heute aus therapeutischen Gründen wegen der Erfahrungen der letzten Tag und nahm nur ein wenig Obst zu mir (u. a. eine duftende, echt reife Mango, die ich wegen ihrer Saftigkeit vorsichtshalber über dem Waschbecken gegessen habe.
Das Ziel fest im Auge, aber nicht zu jedem Preis
Später klinkte ich mich noch in der Dienstbesprechung die anderen Kollegen ein, die von Ihren Erlebnissen bei der Beiratssitzung des Shanghai-Hamburg-Colleges berichteten. Alle nehmen ihre Aufgabe ernst: die Langfristprofessoren, wie ich, die ihre jüngsten Erfahrungen mit den gerade zu Ende gegangenen Vorlesungen und den Vergleich mit den Anforderungen in Deutschland einbringen wollen, und die Kurzfristprofessoren, die alte China- und Collegekenner sind, und die Bedingungen scharf halten wollen, unter denen das Shanghai-Hamburg-College in Zukunft, auch bei geänderten Randbedingungen, erfolgreich weitergeführt und in voller, realer Deckung mit seinem hohen Anspruch gehalten werden kann.
Erkenntnis des Tages: Nach dem „Ende“ der Lehrtätigkeit, ruft der Nachschlag nochmal zu konzentrierter Arbeit auf.
1 Kommentar:
Sehr geschätzter Herr Kollege Hornberger,
mit größtem Interesse lesen meine Frau und ich Ihre Tagebucheintragungen. Voraussichtlich werde ich ab August 2009 an der USST das Fach Technische Mechanik lesen. Durch Ihre detaillierte Information zur Organisation des Studiums an der USST habe ich einen guten Einblick in die dortigen Anfangs- und Randbedingungen erhalten. Sie haben zudem dazu beigetragen, dass ich mich auf die Aufgabe freue und dass meine Frau mich begleiten wird.
Herzlichen Dank
Wilfried Dehmel
(Prof. Dr.-Ing. W. Dehmel, HAW Hamburg, Dep. Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau)
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