Freitag, 24. Oktober 2008

Zurück in Shanghai

Ankunft in PVD
Mein Rückflug von Xi’an dauerte von 18.07 Uhr bis 19.46 Uhr. Pudong ist ein weitläufiger Flughafen, deswegen waren wir trotz hoher Geschwindigkeit erst um 19.56 Uhr am Gate angedockt. Ich eilte die elend langen, leeren Gänge entlang, durch gähnend weite Hallen und direkt dem Ausgang zu, denn ich hatte als Inlandsfluggast, nur mit Handgepäck, keine Kontrollen und sonstigen Wartezeiten (außer einer kurzen Pinkelpause) hinter mich zu bringen. Mein Ziel war es, endlich die MAGLEV, so wird der erste kommerzielle Transrapid bezeichnet, als Verkehrsmittel zu benutzen. Auf der Transrapid-Teststrecke im Emsland bei Lathen war ich schon mal im TR07 (ich habe nur die verminderte Maximalgeschwindigkeit von 384 km/h mitbekommen) mitgefahren, als das dort noch möglich war. Dort hatte mich vor allem die Vorbeifahrt viel mehr beeindruckt als die Mitfahrt, die ich damals sogar richtig langweilig fand. Und außerdem hatte ich mal Gelegenheit bei einem Berlinbesuch mit meinen Jungs 1990 kurz nach dem Mauerfall eine Fahrt in der M-Bahn (Magnetbahn) auf dem Grenzgrundstück „Gleisdreieck“ (nur drei Haltestellen) zu erleben. Das war ein spurgebundenes (Versuchs-)Verkehrssystem auf eigenem Fahrweg, das nur von 1989 bis 1991 im Passagierbetrieb eingesetzt wurde. Nach dem Mauerfall musste es alsbald der Wiederherstellung der klassischen U-Bahn 2 Platz machen. Als Antrieb benutzte die M-Bahn einen Linearmotor in Langstator-Bauweise im Fahrweg, das heißt, die kastenförmigen Doppelkabinen verfügten weder über Motoren noch Bremssysteme. Geführt wurde die vollautomatische und fahrerlose M-Bahn allerdings sowohl horizontal als auch vertikal von kleinen Rädern. Dadurch waren enge Kurvenradien möglich, wie bei der Straßenbahn, jedoch rumpelte die M-Bahn auch genauso.

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MAGLEV
Der Bahnhof der MAGLEV in Pudong liegt genau zwischen Terminal 1 und 2, das heißt, egal, wo man landet, der Fußweg ist immer elend lange. Ich musste an den Taxiständen vorbei, wo die Taxifahrer darauf warten, die Fahrgäste genau bis vor ihr Ziel zu fahren. Ich musste an den Flughafenbushaltestellen vorbei, von wo aus mehrere Linien an wichtige Knotenpunkte im ganzen Stadtgebiet führen. Ich musste, um in den MAGLEV-Bahnhof hinein zu kommen, mein Gepäck durch eine Röntgenkontrolle schicken. Meine Bahn fuhr 4 Minuten nach meinem Eintreffen ab, und ich zahlte für die Einwegfahrt 40 Yuan, die von meiner Guthabenkarte abgebucht wurden. Hätte ich diesen Zug verpasst, hätte ich 20 Minuten warten müssen.


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Der Waggon war geräumig; die Sitze waren mit für China typische, genähte Überzieher geschützt; der Fußboden war nicht in Teppichflorqualität. Es wirkte sauber und verschlissen. Überpünktlich und nur sehr gering besetzt hob sich der Wagen in die Schwebeposition und beschleunigte ganz gleichmäßig auf 301 km/h. Ende!

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Angeblich soll die Bahn für 50 Sekunden 420 km/h fahren. Meine tat das nicht. Ich war richtig enttäuscht, denn das schafft auch der TGV und sogar die ICE-Strecken Köln-Frankfurt und Augsburg-München (teilweise) können das mit dem Rad-Schiene-System.

Umsteigen
Die Endhaltestelle des MAGLEV liegt immer noch in Pudong, an der vorletzten Haltestelle der U-Bahn-Linie 2. Um umzusteigen, musste ich den einen Bahnhof verlassen, durchs Freie gehen, und dann den nächsten Bahnhof betreten (und genoss es, dass ich in Shanghai endlich wieder meinen Pullover ausziehen und mit kurzärmligem Hemd herumlaufen konnte). Die U-Bahn fuhr um diese Uhrzeit alle acht Minuten und war, so nah an der Endhaltestelle, so leer, dass jeder einen Sitzplatz fand. Dabei sind die U-Bahnen nicht als Sitzverkehrsmittel, sondern zum Stehen konzipiert. Sitze gibt es nur quer zur Fahrtrichtung an den Fensterfronten. Wie in der New Yorker U-Bahn, wo diese Lösung aber wegen der schmalen Fahrzeuge im viel zu engen Tunnelprofil so gewählt wurde. Am Ren Min Guang Chang musste ich in die Linie 1 umsteigen, an der Huang Pi Nan Lu in den nächsten Bus. Das warten auf das nächste Verkehrsmittel erlebte ich nirgends als lange, die Fußwege beim Umsteigen sind es aber immer. Die U-Bahn-Fahrt kostete 4 Yuan, die Busfahrt (mit Rabatt) einen. Um 21.11 Uhr war ich am Tresen meines Hotels und bekam als neues Zimmer 1105 zugewiesen, nach der Unschönen Seite gelegen.

Fieber
Weil ich, nachdem tagsüber alles OK war, am Abend 39,1 ° C Fieber hatte, beteiligte ich mich nicht am Absacker meiner vorgefundenen Kollegen, sondern legte mich schnell schlafen.

Erkenntnis des Tages: Das schnellste Landverkehrsmittel der Welt ist praktisch eine lahme Kröte. Dazu teuer und unwirtschaftlich. Und ich maßlos enttäuscht!

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